DK Info 2019
Nachbericht zum Expertenforum der Deutschen Kreditwirtschaft

Moderator Marc Bator führt bei der DK Info 2019 durch die Veranstaltung

„Alles digital, in Echtzeit und standardisiert?“ Diese Frage behandelte die Deutsche Kreditwirtschaft am 4. Juni 2019 auf der DK Info, ihrer jährlichen Informationsveranstaltung. Die Branche steht vor der Herausforderung, sich mit den unterschiedlichen Ansprüche von Kunden, Handel und Gesetzgeber an bequeme, sichere und moderne Bezahlverfahren nachhaltig auseinanderzusetzen. Bei der Veranstaltung im dbb Forum Berlin diskutierten hierzu Vertreter der Kreditwirtschaft gemeinsam mit Handel, technischen Dienstleistern, Fachpublikum und Presse.

Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstands beim Bundesverband deutscher Banken (BdB), dem aktuellen Federführer der Deutschen Kreditwirtschaft, eröffnete die Veranstaltung mit einem Einblick in die aktuellen Entwicklungen im girocard System. Er betonte dabei das große Vertrauen der Bürger in die Debitkarte der Deutschen Kreditwirtschaft, die „girocard“. „Die Kunden kennen die Karte von ihrer Bank oder Sparkasse und vertrauen ihr in besonderer Weise – und setzen sie in Folge dessen immer häufiger ein.“ Er folgert: „Es kann nicht oft genug betont werden: Die Kontaktlos-Technologie ist ein wesentlicher Treiber für diese Verhaltensänderung der Verbraucher einerseits und die hohe Akzeptanz der Händler andererseits.“ Convenience, Fortschritt und Sicherheit müssen laut Andreas Krautscheid in einem angemessenen Verhältnis stehen. Die zukünftige Entwicklung im Payment würde folglich auch stark durch das Thema Mobile Payment bestimmt.

Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des BdB, begrüßt die Teilnehmer

Zukunftsmacht durch Digitalisierung

Albrecht Wallraf (ebenfalls BdB) und Christian Schollmeyer (Deutscher Sparkassen- und Giroverband, DSGV) griffen diesen Zukunftsimpuls auf und betrachteten konkret den Fortlauf der Digitalisierung im girocard-System. Beide betonten, dass die girocard bereits viele ehemals weiße Stellen im Akzeptanznetz gefüllt habe und dies auch in Zukunft weiter tun werde. „Die girocard entwickelt sich stetig weiter und gerade darin sehen wir ihren Erfolg. Auf kontaktlos folgt die girocard im Smartphone – in Zahlen ausgedrückt: Allein bei Sparkassen stehen mehr als 2 Mio. Transaktionen und 44 Mio. Euro Umsatz über das Smartphone zu Buche“, so Schollmeyer.

Ingo Limburg (EURO Kartensysteme) präsentierte im Anschluss die Faktoren, die hinter den harten Fakten stehen und maßgeblichen Einfluss auf die Erfolge der jüngsten Zeit hatten. Laut Erhebungen von infas quo nutzen aktuell bereits neun von zehn Bankkunden zwischen 18 und 69 Jahren die girocard zum Bezahlen – ganz gleich ob mit Stecken der Karte, kontaktlos oder als digitale Karte im Smartphone. Im Jahresverlauf 2018 verdreifachte sich der Anteil kontaktloser Zahlungen im girocard-System nahezu – von rund 5,4 Prozent im Januar auf rund 15,7 Prozent im Dezember. Im März 2019 wurden sogar bereits 21,8 Prozent aller girocard Transaktionen kontaktlos durchgeführt.

Ingo Limburg, Leiter Marketing & PR der EURO Kartensysteme GmbH, beschreibt die Erfolgsgeschichte der girocard

Aus der Praxis: neue Wege, neue Chancen

Wie sich das konkret im Alltag zeigt und auswirkt und warum die Akzeptanz von bargeldlosen Systemen auch für kleine und mittelständische Betriebe sinnvoll ist, erläuterte Panagiotis Karasavvoglou von Worldline. Das Unternehmen hat in den vergangenen Monaten mehr als 500 Bäckereifilialen mit über 1.000 Terminals ausgestattet. Digital und Bäckerei – das passt in seinen Augen sehr gut zusammen: Es geht nicht um die Digitalisierung des eigentlichen Handwerks; Betriebe präsentieren sich vielmehr mit modernen Bezahllösungen zeitgemäß ohne ihre Tradition zu verlieren. Im Kontext der Bäckereien geht es darum, die Effizienz zu steigern und die Trendwende hin zum bargeldlosen Bezahlen an den Kassenplatz zu bringen, wie er eindrücklich am Beispiel des Bäckers Görtz aus Ludwigshafen zeigt. Die „girocard“ soll damit auch in weiteren Situationen des Alltagslebens noch stärker zum Bezahlen genutzt werden können.

Stark mittelständisch geprägt ist auch die Automatenbranche. Von den Möglichkeiten, die das Terminal ohne PIN-Pad (TOPP) für diese eröffnet, berichtete Claudia MacGregor (Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands): „Sowohl Kunden als auch Händler nutzen das TOPP rege. Für April 2019 deuten erste Analysen rund 50.000 Transaktionen an. Das sind fünfmal so viele wie im Dezember 2018.“ Darüber hinaus präsentierte sie eine User Experience-Studie, mit der die Deutsche Kreditwirtschaft die Basis für kontaktlose Geldautomaten für das girocard System legt. Banken und Sparkassen treiben damit den Schulterschluss voran, um Kontaktlos in allen Bereichen zum neuen Normal zu machen und alle gewohnten Services des girocard-Systems auch mit der digitalen girocard im Smartphone zu ermöglichen.

Ein Blick nach Europa

Türen öffnen zudem die nexo Multiakzeptanzterminals für grenzübergreifende Standardisierung im Zahlungsverkehr, von denen Jörg Stahl (First Data/TeleCash) in seinem Vortrag berichtet. „Durch nexo-Standards wird die Zulassung vereinfacht. Einheitliche Standards und Spezifikationen bei Multiakzeptanzterminals sorgen für grenzüberschreitenden Erfolg im Payment“, so Stahl.
Die Organisation fördert mit ihrer Arbeit den Datenaustausch zwischen Händlern, Acquirern, Zahlungsdienstleistern und anderen Stakeholdern im Bereich Payment.

Das strategische Potenzial digitaler Bezahlverfahren für die europäische Wirtschaft erläuterte Prof. Dr. Key Pousttchi, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Digitalisierung an der Universität Potsdam. Seine These: Im modernen Payment geht es um Daten. Je mehr Daten ein Marktteilnehmer von seinen Kunden besitzt, umso stärker kann er die Kaufentscheidung beeinflussen. Um im Markt langfristig zu bestehen, sei Kollaboration dadurch gerade im Bereich der Daten auf Basis einer neutralen, vertrauenswürdigen Entität unumgänglich.

Die Digitalisierung fordert dabei von allen Akteuren, dem immer schneller werdenden Wandel gerecht zu werden. Im Bereich des Bezahlens lautet das Stichwort dafür „Instant Payment“. „Die Weichen sind gestellt, die Hauptfrage für eine gemeinsame europäische Lösung ist nicht die Technik“, so Andrej Eichler von Worldline. Max Geerling von der Betaalvereniging NL ergänzt: „Instant Payment ist ein Game-changer, aber wie sich der Markt entwickeln wird, weiß keiner genau.“ Er berichtet direkt aus der Praxis in den Niederlanden, wo die Kreditwirtschaft aktuell im kontrollierten Rollout die Infrastruktur für Kundenangebote schafft für ein Instant Payment für nationale und grenzübergreifende Zahlungen.

Echtzeitzahlung – das neue Normal?

Moderiert durch Stefan Schneider (CardsConsult) diskutierten Matthias Hönisch (Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken), Oliver Luecke (BP Europa SE) und Ulrich Binnebößel (Handelsverband Deutschland) anschließend zum Thema. SCT Instant sei ein neuer, europäischer Standard und könne als Basis gleichermaßen für neue und bestehende Systeme fungieren. Er sei in allen Kanälen – online, offline, mobile – grenzüberschreitend einsetzbar. Instant Payment betreffe dabei nicht nur die P2B-Zahlung am POS, sondern auch P2P- und B2B-Zahlungen. Besonders relevant sei das Thema, wenn größere Werte zwischen Unternehmen gehandelt werden. „Aus Handelssicht ist es am POS interessant, wenn der Kunde im Instant Payment seine gewohnte Karte einsetzen kann“, sagte Oliver Luecke. „Die girocard wird instant-fähig sein“, antwortete Matthias Hönisch. Wichtig sei, dass die Daten in Europa blieben.

Moderator Stefan Schneider (1. v. r.) mit den Teilnehmern der Podiumsdiskussion „Instant Payment am POS? Oder reicht die girocard?“ (v. l. n. r.): Oliver Luecke (BP Europa SL), Ulrich Binnebößel (HDE), Matthias Hönisch (BVR)

Mehr Europa im Zahlungsverkehr: Herausforderungen für Markt und Politik

Mit einem Blick auf das große Ganze ging Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, konkret auf die Herausforderungen der kommenden Zeit für die hiesigen Institute ein. Er wünschte sich die Stärke der nationalen Kreditwirtschaft bei Bezahlverfahren im stationären Handel zu bewahren und dann unter einer europäischen Perspektive im Verbund mit anderen nationalen Schemes weiter voranzutreiben. Diese starke Position auszubauen, so Balz weiter, sei entscheidend und nur im Schulterschluss möglich – als geeinte, starke europäische Lösung. Andreas Krautscheid rundete mit seinem Resumée die Informationsveranstaltung der Deutschen Kreditwirtschaft ab.

Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, erläutert die Herausforderungen der kommenden Zeit für die hiesigen Institute

Auf der Website der Deutschen Kreditwirtschaft finden Sie neben dem Nachbericht auch die Präsentationen zu den Vorträgen sowie Informationen über frühere Veranstaltungen. Hier geht's zur Pressemitteilung der Deutschen Kreditwirtschaft.

 

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