Drei Fragen an Horst Rüter,
Mitglied der Geschäftsleitung beim EHI Retail Institute

 

girocard: Herr Rüter, das EHI Retail Institute hat gerade erst die aktuellen Daten veröffentlicht. Wie wurde 2021 im Einzelhandel bezahlt?

Rüter: Vor allem elektronisch: Insgesamt lag der Kartenanteil bei 58,8 Prozent des stationären Einzelhandelsumsatzes. Im Vergleich zum Jahr 2020 (56,3 Prozent Kartenanteil) konnte dieser somit erneut gesteigert werden. Wir sehen also, dass die Kartenzahlung die Barzahlung immer mehr verdrängt. Das gilt auch für andere Systeme, aber die girocard ist übergreifend die klare Gewinnerin: Mit einem Anteil von 42,4 Prozent am stationären Einzelhandelsumsatz lag sie 2021 an erster Position unter allen Zahlungsarten und verwies das Bargeld (38,5 Prozent) auf Rang zwei. Wenn man den gesamten Einzelhandel betrachtet – also den Mix aus stationärem und Online-Handel – liegt zwar die girocard mit 34,7 Prozent Umsatzanteil auch vorn, allerdings kann schon festgestellt werden, dass in dieser Betrachtung aufgrund des boomenden E-Commerce-Geschäfts klassische Online-Bezahlverfahren stark aufholen. Pandemiebedingt sank der Umsatz im Einzelhandel 2021 zwar zum zweiten Mal in Folge (von 435 Mrd. Euro auf 430 Mrd. Euro), langsam wird aber deutlich, dass das Tal offensichtlich durchschritten ist und die Menschen in Deutschland wieder gern in Läden gehen.



girocard: Was schätzt denn der Handel am girocard-System?

Rüter: Zum einen legen Handelsunternehmen Wert auf ein Bezahlsystem, auf das sie sich verlassen können und das im Bezahlprozess gut und einfach funktioniert. Genau das haben wir heute mit der girocard. Sie hat zusätzlich den Vorteil, dass sie besonders kosteneffizient ist bei gleichzeitiger Zahlungsgarantie und somit neben großen Handelskonzernen auch kleine Handelsunternehmen überzeugt. Damit hat die girocard einige entscheidende Alleinstellungsmerkmale. Dass der Handel besonders gern mit ihr arbeitet, zeigen auch die 150.000 bis 200.000 reinen girocard-Terminals in Deutschland, die wir aktuell haben. Das ist etwas, das kein anderes elektronisches Verfahren in Deutschland von sich behaupten kann und ist ein klares Signal für die Zukunft. Zum anderen profitiert auch der Handel von einem eigenen, nationalen Bezahlsystem. Die Vielfalt des Einzelhandels hierzulande sollte von einem gesunden, starken Mittelstand geprägt sein. In diesem Gefüge hat insbesondere der „Laden um die Ecke“ eine deutlich bessere Verhandlungsposition und mehr Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, als bei internationalen Systemen. Diesen Austausch begrüßt der Handel. Aus meiner Sicht ist die girocard ein wichtiges Gegengewicht zu den internationalen Anbieter:innen. Für eine fortwährend starke Position ist ihre Weiterentwicklung essenziell und die Banken und Sparkassen in Deutschland wären äußerst schlecht beraten, wenn sie dieses Asset vernachlässigen. Deswegen muss die girocard Omnichannel-fähig werden.



girocard: Und was genau erwartet der Handel vom girocard-System und der deutschen Kreditwirtschaft aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren?

Rüter: Die Verbindung von stationärem Geschäft und Onlinehandel wird für den Einzelhandel immer wichtiger werden. Wir sehen, dass es online aktuell eigentlich keinen akuten Bedarf für eine neue Bezahllösung gibt – damit meine ich, dass auf dem Markt verschiedenste Möglichkeiten existieren, um online zu bezahlen. Und dennoch wissen wir, dass die girocard im Handel sehr beliebt ist. Und aus diesem Grund würde er auch eine flächendeckend online-fähige girocard sehr begrüßen und diese Funktion gern annehmen. Um also wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es besonders wichtig, die girocard in ihrer Funktionalität weiter auszubauen – vor allem beim Mobile Payment und in Richtung E-Commerce. Banken und Sparkassen müssen hier Innovationen vorantreiben. Am Ende muss es egal sein, ob Kund:innen den Onlineshop oder das Ladengeschäft besuchen. Das Einkaufserlebnis muss vom ersten Klick oder Schritt bis zum Bezahlen stimmen. Gleiches gilt für die Handelsseite: Nicht nur der Bezahlprozess sondern auch die Vorgänge drumherum müssen den hohen Anforderungen gerecht werden. Wie gesagt, das Einkaufen vor Ort wird wieder zunehmen, aber der Onlinehandel wird nicht mehr verschwinden. Der Handel wird sich daran anpassen müssen und die girocard muss das auch tun.

 

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