Nachbericht zum EHI Payment Kongress: Wie wird in Zukunft bezahlt?

 

Die Menschen haben sich an dem Komfort des elektronischen Bezahlens gewöhnt: Laut Erhebung des EHI Retail Institutes stieg der Kartenanteil im Jahr 2022 auf 59,7 Prozent des stationären Einzelhandelsumsatzes und lag damit mehr als 22 Prozentpunkte vor dem Bargeld. Mit einem Umsatzanteil von 41,9 Prozent lag die girocard erneut an erster Position unter allen Zahlungsarten, auch vor dem Bargeld.

Das bestätigt auch Horst Rüter, Mitglied der Geschäftsleitung und Zahlungsexperte des EHI Retail Institutes: „Eine Trendumkehr zurück zu mehr Cash zeichnet sich nicht ab.“ Er stellte am 10.05.2023 die Ergebnisse der diesjährigen Studie in Bonn vor.  

Vor diesem Hintergrund lassen wir drei Stimmen aus der deutschen Kreditwirtschaft zu Wort kommen: Dr. Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e. V., Oliver Hommel, Vorsitzender der Geschäftsführung der EURO Kartensysteme GmbH, und Ingo Limburg, Direktor Kommunikation und Marketing.

 

Dr. Andreas Martin: "Über ein Ende der girocard ist in jüngerer Zeit gerne einmal spekuliert worden, doch diese Diskussionen sind mittlerweile zurecht wieder verstummt. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: Die girocard ist und bleibt zentrales Element der Kartenstrategie in der deutschen Kreditwirtschaft - für Genossenschaftsbanken, Sparkassen und viele andere Institute in Deutschland gehört sie zur Hauptausstattung eines Kontos. Damit das so bleibt, führen die Deutsche Kreditwirtschaft, Handel und Netzbetreiber die girocard gemeinsam in die Zukunft, denn die girocard ist davon abhängig, was wir alle aus ihr machen. Unsere Roadmap zur girocard 4.0 zeichnet einen klaren Weg, damit sie auch morgen noch das beliebteste Zahlungsmittel in den Geldbörsen der Menschen in Deutschland ist.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher, der Handel sowie die deutschen Banken und Sparkassen haben mit der girocard ein starkes, eigenes und unabhängiges Zahlungssystem, das einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Souveränität in diesem entscheidenden Bereich der Infrastruktur leistet. Als Deutsche Kreditwirtschaft treten wir gemeinsam für diese Lösung ein – auch im europäischen Kontext."

Oliver Hommel: "Im stationären Einzelhandel ist die girocard weiterhin mit weitem Abstand die beliebteste Zahlungsart. Sie ist der Liebling des Handels, auch der kleinen Händler:innen, weil sie fair, kosteneffizient und sicher ist. Zudem profitiert der Handel von der großen Verbreitung – fast jede:r hat hierzulande mindestens eine im Geldbeutel und diese wird auch häufig gezückt, wie die Zahlen der Deutschen Kreditwirtschaft zeigen.

6,7 Mrd. Bezahlvorgänge im Jahr 2022 sprechen für sich. Zudem gab es erstmals mehr als 1 Million aktive Terminals – ein Zuwachs von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. An bis zu 200.000 Bezahlpunkten wird ausschließlich die girocard akzeptiert. Das große Bekenntnis des Handels bietet eine gute Basis für die Zukunft.

Die girocard wird künftig kontinuierlich um marktnahe Funktionalitäten erweitert: Neue Akzeptanzbereiche werden erschlossen und Innovationen in den Markt gebracht. Gemeinsam mit Kreditwirtschaft, Handel und Netzbetreibern arbeiten wir an der Entwicklung und Umsetzung.

Noch in diesem Jahr wollen wir für einen ersten großen Schritt alle vorbereitenden Arbeiten abschließen, die es dann Kartenherausgebern und Akzeptanzpartnern erlauben, entsprechende Services ab 2024 in die Fläche zu bringen. Die Online-Altersverifikation mit physischen und digitalen Karten an Verkaufsautomaten und am POS wird übrigens bereits in diesem Jahr mit ca. 80 Prozent aller im Umlauf befindlichen Karten in die Pilotierung gehen. Das verdeutlicht den hohen Anspruch, den wir an das Projekt und die darin beschriebenen schnellen Entwicklungszyklen haben."

 

Ingo Limburg: "Die hohe Verbreitung der girocard mit über 100 Millionen ausgegebenen Karten macht Innovationen umgehend massentauglich. So zum Beispiel beim kontaktlosen Bezahlen: Laut Statistik der Deutschen Kreditwirtschaft waren zum Jahresende 2022 79,0 Prozent aller girocard-Transaktionen kontaktlos.

Wir arbeiten intensiv daran, die Nutzungsmöglichkeiten der girocard im E-Commerce in Zukunft kontinuierlich weiter zu verbessern und zu verbreitern. Bereits heute können Sparkassen-Kund:innen ihre digitale girocard in Apple Pay nutzen und mit dieser auch Online-Käufe tätigen. Wer ein Android-Smartphone besitzt, kann mit der digitalen girocard in giropay bezahlen. Die Zahlung mit girocard via giropay wird zunächst Kund:innen der Sparkassen sowie der Volksbanken Raiffeisenbanken zur Verfügung stehen.

Daneben arbeiten wir daran, die girocard auch in andere Wallets zu integrieren, die damit sowohl für Transaktionen an der Ladenkasse als auch online genutzt werden kann.  

Grundsätzlich soll die Möglichkeit ausgebaut werden, mit der girocard über verschiedene Wege komfortabel und sicher innerhalb von Apps auf Smartphones zu bezahlen. Und alle bisherigen Erfahrungen zeigen: Kund:innen nutzen die Innovationen der girocard sehr gern."

 

Das Fazit der Veranstaltung: Der Handel erkennt die girocard als Anker im Markt. Sie ist eine Rückversicherung, um unabhängig von internationalen Anbietern zu bleiben und besonders kosteneffizient für alle Beteiligten. Nicht nur aus diesem Grund sollte ihr Wert erhalten bleiben. Daran arbeitet die Deutsche Kreditwirtschaft gemeinsam mit weiteren Marktteilnehmern. Das ist etwas, was die girocard einmalig macht.